Solidarität kennt keine Stadtgrenzen: Für eine Unterstützung des Frauenhauses Merseburg
- spdleunabadduerren
- 2. Mai
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Aktualisiert: 3. Mai
Die SPD Leuna/Bad Dürrenberg spricht sich nachdrücklich dafür aus, dass die Stadt Leuna das Frauenhaus in Merseburg finanziell unterstützt. Häusliche Gewalt ist eine bittere Realität, auch in unserer Region. Ein tragisches Beispiel dafür ist der Mordfall von Bad Lauchstädt im Jahr 2023, bei dem eine 59-jährige Frau von ihrem Ex-Partner getötet wurde1. Dieser erschütternde Vorfall macht deutlich, wie dringend bedrohte Frauen Schutz und Zuflucht benötigen. Doch nicht nur Einzelfälle zeigen den Handlungsbedarf: Bundesweit wurden im Jahr 2023 über 256.000 Menschen Opfer häuslicher Gewalt – 6,5 % mehr als im Vorjahr2. Jeden zweiten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Diese Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik 2024 verdeutlichen das Ausmaß des Problems. Häusliche Gewalt betrifft Frauen überall – unabhängig von Wohnort oder sozialem Umfeld.
Auch in Sachsen-Anhalt ist die Lage alarmierend. Gemäß der Istanbul-Konvention müsste unser Bundesland rund 215 Familienplätze in Frauenhäusern anbieten (einen Frauenhausplatz pro 10.000 Einwohner), tatsächlich stehen aber nur etwa 113 Plätze zur Verfügung3. Hinzu kommt, dass betroffene Frauen in Merseburg einen Eigenbeitrag von bis zu 20,90 Euro pro Tag für ihren Schutz und 9,50 Euro für den Schutz ihrer Kinder zahlen müssen4. Dies bedeutet konkret: Eine Mutter mit zwei Kindern müsste bei einem fünftägigen Aufenthalt im Frauenhaus insgesamt 204,50 Euro selbst aufbringen (40,90 Euro × 5 Tage). Aus Angst vor Kosten verzichten manche auf die Inanspruchnahme des Frauenhauses – ein unhaltbarer Zustand. Wenn selbst in unserem Bundesland Frauen Schulden machen müssen, um sich in Sicherheit zu bringen, zeigt das klar: Die bestehenden Hilfseinrichtungen sind überlastet und unterfinanziert.
Die Stadt Merseburg und der Saalekreis unterstützen das Frauenschutzhaus bereits seit Jahren mit jährlichen Zuschüssen in fünfstelliger Höhe (je 12.500 € pro Jahr)5. Diese gemeinschaftliche Finanzierung hat maßgeblich dazu beigetragen, den Betrieb der Einrichtung – einschließlich der Betreuung durch qualifizierte Mitarbeiterinnen – aufrechtzuerhalten. Allerdings wurde schon 2017 im Merseburger Stadtrat darauf hingewiesen, dass Frauen aus dem Umland Schutz im Merseburger Haus suchen und daher umliegende Gemeinden sich an der Finanzierung beteiligen sollten6. Hilfe darf nicht an der Stadtgrenze enden. Das Frauenhaus in Merseburg ist die nächstgelegene Schutzeinrichtung für Frauen aus dem gesamten Saalekreis – also auch für Frauen aus Leuna und Bad Dürrenberg. Häusliche Gewalt macht vor Gemeindegrenzen keinen Halt. Es wäre naiv zu glauben, dass es in Leuna keine betroffenen Frauen gibt, da die Gewalttaten oftmals im Verborgenen stattfinden. Viele Opfer suchen Hilfe dort, wo sie verfügbar ist – und wenn das Frauenhaus in Merseburg liegt, dann müssen wir sicherstellen, dass diese Hilfe auch für unsere BürgerInnen zugänglich und ausreichend finanziert ist. Solidarität und soziale Verantwortung bedeuten, auch den Frauen in Not aus unserer Nachbarschaft beizustehen.
Wir müssen typischen Einwänden entschieden entgegentreten: Ja, das Frauenhaus steht in Merseburg – aber die Schutz suchenden Frauen könnten aus jeder Stadt unserer Umgebung kommen, auch aus Leuna. Und auch wenn es aus Gründen des Schutzes und der Anonymität keine konkreten Zahlen zu betroffenen Frauen aus Leuna gibt, darf das kein Grund sein, die Augen vor der Realität zu verschließen. Gerade weil häusliche Gewalt im Verborgenen geschieht und die Betroffenen besonderen Schutz brauchen, ist es unsere Aufgabe als Stadt, vorausschauend zu handeln und Zuflucht zu sichern – bevor es zu spät ist. Die Sicherheit und Würde von Frauen und Kindern in unserer Region sollte unsere oberste Priorität sein.
Die SPD-Fraktion Leuna/Bad Dürrenberg fordert daher den Stadtrat von Leuna auf, umgehend eine konkrete finanzielle Unterstützung für das Merseburger Frauenhaus bereitzustellen. Dieses Geld wäre eine Investition in Menschenleben, Sicherheit und Menschenwürde. Mit einem solchen Beschluss würde Leuna ein starkes Zeichen der Solidarität senden: Wir lassen hilfesuchende Frauen nicht im Stich. Jede Frau, die Gewalt erfährt, soll wissen, dass unsere Gemeinschaft sie schützt – in Leuna, in Merseburg und überall in unserem Land. Gemeinsam stehen wir ein für Solidarität, soziale Verantwortung und die Sicherheit aller BürgerInnen.
Quellen:
1 Felix Fahnert, „Getötete Frau in Bad Lauchstädt – Sachsen-Anhalts Behörden wollen stärkeren Fokus auf häusliche Gewalt“, MDR Sachsen-Anhalt, 13. April 2023.
2 Bundesregierung, „Lagebild 'Häusliche Gewalt' – 'Die Schuld liegt immer beim Täter'“, 7. Juni 2024 (Online: bundesregierung.de, zuletzt abgerufen am 29. April 2025).
3 Europarat, Istanbul-Konvention; Bedarf an Frauenhausplätzen: 1 Platz pro 10.000 Einwohner, vgl. auch Wikipedia: Frauenhaus, Zugriff am 29. April 2025.
4 MDR AKTUELL, „Gewalt an Frauen: Mehr Schutzeinrichtungen geplant, aber Finanzierung häufig unklar“, 12. November 2024.
5 https://www.mz.de/lokal/merseburg/frauenhaus-merseburg-mehr-gewaltopfer-suchen-schutz-3113061 (letzter Zugriff 02.05.2025)
6 https://www.mz.de/lokal/merseburg/frauenschutzhaus-merseburg-stadtrate-befurworten-kontinuierliche-unterstutzung-1374427(letzter Zugriff 02.05.2025)